Gilla, Abteilungsleitung Junge Arbeit Siebdruck:
„Das kreative Miteinander und meine sinnhafte Aufgabe, das finde ich toll. Hier bin ich richtig.“
Zu unseren Auszubildenden haben wir ein tolles Verhältnis und begegnen uns auf Augenhöhe. In den letzten Wochen sind wir zu einem kollegialen Team zusammengewachsen, die praktische Prüfung des letzten Ausbildungsjahrgangs hat uns zusammengeschweißt. Die Prüfung hat unter zeitlichem Druck stattfinden müssen, was uns dazu gebracht hat, eng zusammenzuarbeiten, Auszubildende aus verschiedenen Jahrgängen. Sie haben sich die notwendigen Aufgaben aufgeteilt, nach ihren Stärken: Wer am besten einrichten kann, richtet ein. Wer etwas Anderes am besten, kann, macht das. Sie haben sich gegenseitig unterstützt. Natürlich haben wir uns aber an die Prüfungsordnung gehalten.
Unsere Auszubildenden gehen sehr tolerant miteinander um. Das bewundere ich, weil sie es im Leben bisher nicht immer ganz einfach gehabt haben und selbst nicht immer einfach sind. Aber sie respektieren, wenn eine* von ihnen eine Auszeit braucht und geben der Person dann die Pause. Oder wenn jemand wegen Depressionen später kommt. Sie wissen, dass wir alle unsere Eigenheiten haben und können wunderbar damit umgehen. Umso schöner ist es, dass sie Hand in Hand arbeiten. Sie sind wirklich sehr sozial miteinander. Das beeindruckt mich sehr.
Ich erinnere mich genau, wie ich auf die Siebdruckwerkstatt und die Ausbildungsmöglichkeiten in der Diakonie Hasenbergl aufmerksam wurde. Ich war damals selbständig, hatte meine eigene Druckerei gerade aufgegeben und wollte mich verändern. Über Xing hat mich meine heutige Kollegin angeschrieben und mich über die freie Stelle der Abteilungsleitung informiert. Sie hat gefragt, ob ich interessiert bin. Zuerst habe ich abgelehnt, Vollzeit wollte ich nicht arbeiten. Aber ich habe schon viel nachgedacht und mir überlegt, was das wohl für eine Arbeit ist. Früher hätte ich mir gut vorstellen können, als Berufsschullehrerin zu arbeiten, habe mich dann aber doch für das Handwerk entschieden.
Während meiner Überlegungen hat meine Kollegin mich nicht vergessen, sondern hat mich nach zwei Monaten noch einmal angeschrieben und erzählt, dass eine Zusammenarbeit auch in Teilzeit möglich ist. Dass die Verantwortlichen versuchen, diesen Wunsch wahrwerden zu lassen. Und dann ging das Gedankenkarussell. „Was mache ich?“, habe ich überlegt. Sogar meinen Hunde durfte ich mitnehmen, dann stand nur noch die Entfernung zwischen einer schnellen Entscheidung: Ich wohne mehr als 80 Kilometer entfernt. Aber schließlich hat mich die Aufgabe so gereizt, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte. Das ist genau alles in meinem Leben, was ich eigentlich machen wollte: Ausbildung im Handwerk mit jungen Menschen. Mein Hund Yola ist für alle in der Abteilung eine Bereicherung und wird von den Teilnehmenden sehr gemocht. Sie nutzen gerne die Pausen, um kleine Tricks mit ihr zu üben, sie zu streicheln oder ihr Suchaufgaben zu stellen.
Nebenberuflich arbeite ich als Hundetrainerin. Mir ist es wichtig, Menschen und Tieren
bedürfnisorientiert, belohnungsbasiert und vor allem wertschätzend gegenüber zu treten.
Wenn unsere Auszubildenden einen Fehler machen, hinterfrage ich immer auch meine Erklärung, ob ich die Aufgabe auch unmissverständlich erklärt habe. Gleichzeitig versuche ich, das Positive in der Arbeit zu verstärken. Ich finde, das ist wichtig für das ganze Leben, dass wir uns darauf einlassen, was gut läuft, unsere Erfolge feiern und nicht immer nur in den Mittelpunkt stellen, was nicht funktioniert hat oder schiefgelaufen ist.
Das ist mir echt wichtig. Dass wir diesen Ansatz hier bei Junge Arbeit leben, gefällt mir sehr gut. Ich bin hier richtig. Der gegenseitige Kontakt gibt mir sehr viel. Ich arbeite natürlich auch in einem Arbeitsbereich, in dem wir viele schöne Sachen herstellen und gemeinsam kreativ arbeiten. Im Herbst stellen wir die Arbeiten unserer Auszubildenden aus, wir arbeiten aber auch „normale“ Kundenaufträge ab, vom T-Shirtdruck über Fensterklebefolien oder Autobeschriftung. Unsere Auszubildenden lernen verschiedene Techniken, von der Pike auf. Sie legen einen ganz anderen Ehrgeiz rein und lernen sehr viel mehr, als wenn wir nur Großaufträge abarbeiten. Wir achten deshalb darauf, dass wir gemeinsam an Kunstwerken arbeiten. Dabei entstehen gute Gespräche, wir hören uns zu und achten einander.
Meine Arbeit ist sinnvoll, auch wenn ein finanzieller Gewinn nicht im Vordergrund steht. Unsere Auszubildenden lernen sehr viel und profitieren sehr viel davon. Genau diese Kombination aus Produktion, normalen Aufträgen und eben auch Zeiten, in denen eigene Sachen gemacht werden können, finde ich wirklich gut. Dass das möglich ist, das finde ich wertvoll, das ist ein Riesenvorteil gegenüber allen anderen Betrieben. So haben unsere Auszubildenden auch die Möglichkeit, sich in einem geschützten Bereich ganz auf ihre Arbeiten zu konzentrieren, sie können sich dafür Zeit nehmen. Das zeigt sich übrigens auch in den Prüfungsergebnissen: Sie sind alle richtig gut und haben einen sehr guten Ruf. Sie sind motiviert – natürlich sind sie auch wie alle anderen jungen Menschen, die gerne ratschen und rumhängen, da sind wir schon hinterher und verteilen Aufgaben. Aber das gehört zum Alltag, das ist ganz normal.
Dieses kreative Miteinander und meine sinnhafte Aufgabe, das finde ich toll. Hier bin ich richtig.