Ich habe viele nette Kollegen und erlebe ein angenehmes Arbeiten, viel Unterstützung von der Diakonie durch das Netzwerk der Einrichtungen.


Die Hebammenpraxis Hasenbergl ist wichtig für die Frauen hier im Viertel. Ich arbeite gerne und ich finde die Einrichtung einfach gut.
Ich kann gute Arbeit leisten. Ich habe Zeit für die Leute, ich bin nicht so getrieben. Und ich finde die soziale Absicherung wichtig, für Menschen in meinem Alter ganz wichtig, dazu sechs Wochen Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ich war 20 Jahre lang als Hebamme selbständig, konnte es mir nicht leisten, krank zu werden.

In den letzten anderthalb Jahren hat sich die Situation entspannt, schwangere Frauen finden wieder leichter eine Hebamme, die sie vor und nach der Geburt begleitet. In unsere offene Sprechstunde kommen Frauen, die Begleitung und Unterstützung durch uns suchen, schon, aber nicht mehr so verzweifelt. Zweimal in der Woche bieten wir die offene Sprechstunde an, zu der werdende Mütter oder Schwangere einfach vorbeikommen können. Wir kümmern uns dann um die Schwangerschaftsvorsorge. Nach der Geburt betreuen wir die Frauen sechs Wochen lang im Wochenbett, treffen einige von ihnen noch später beim Rückbildungskurs.

Einen großen Teil unserer Betreuung macht die Beratung aus, ein offenes Ohr für die Sorgen der Mütter und jungen Familien zu haben. Wir unterstützen sie dabei, im Alltag anzukommen und zurecht zu kommen. Viele von ihnen sind sehr verunsichert durch die Schwangerschaft, haben ständig Angst, dass das Kind stirbt, wenn sie einen Fehler machen. Aber das Leben ist zäh, es ist vielfältig und es verträgt viel.

Seit 2020 sind wir mit unserer Praxis im Hasenbergl und es kommt immer wieder vor, dass wir unsere Familien durch ein weiteres Geschwisterkind wieder treffen. Die Familien kommen gerne wieder. Im Monat betreuen und begleiten wir etwa 8-10 Frauen. Meine Kollegin und ich teilen uns die Stelle und vertreten uns bei Urlaub und Krankheit. Im August haben wir wahnsinnig viel zu tun, da macht keine von uns Urlaub: Es gibt tatsächlich Zeiten im Jahr, in denen mehr Kinder auf die Welt kommen.

Meine Entscheidung, Hebamme zu werden, ist ziemlich lange her, ich war ein bisschen in der alternativen Szene unterwegs. Ich habe damals in einem Buchladen ausgeholfen und ein Buch gelesen: „Bewusst fruchtbar sein“. Da ging es um Fruchtbarkeit, den eigenverantwortlichen Umgang der Frau mit ihrem Körper, mit ihrer Sexualität, mit ihrer Fruchtbarkeit. Da ging es auch um Übungen, um Geburtshilfe. Die Geburtshilfe damals war ja sehr patriarchal geprägt. Ich habe erlebt, wie sich die Frauen ihren Körper von der Medizin zurück erobert haben. Deshalb bin ich Hebamme geworden.

Der Beziehungsaufbau zu den Frauen fällt mir sehr leicht. Ich habe großes Vertrauen ins Leben und versuche das auch zu vermitteln. 1/4 meiner Klienten sind englischsprachig, sie kommen aus der ganzen Welt. Und genau das macht es so spannend: In so vielen verschiedenen Kulturen leben Frauen ihre Fruchtbarkeit und Mutterschaft auf unterschiedlichste Weise – und es klappt, wie es die Natur vorgesehen hat. Das ist doch faszinierend.