Ich bin hier richtig, weil ich mich wohlfühle und hier viel bekomme. Man kann es aber auch von einer anderen Seite her verstehen, nämlich: Hier bin ich richtig, weil ich viel zu geben habe.
Das “Hier bin ich richtig”, das kann man ja von zwei Seiten verstehen. Nämlich einmal hier bin ich richtig, weil ich mich wohlfühle und hier viel bekomme. Man kann es aber auch von einer anderen Seite her verstehen, nämlich: Hier bin ich richtig, weil ich habe viel zu geben. Und die Diakonie Hasenbergl kann davon profitieren. Und ich würde sagen, es ist beides, also eine Win-win- Situation. Weil ich ja eigentlich Quereinsteiger bin. Ich bin eigentlich Sportwissenschaftler und durch Umwege in der sozialen Arbeit gelandet.
Aber ich möchte hier gar nicht mehr weg, weil ich das Gefühl habe, ich kann hier genau das einbringen, was andere vorwärts bringt. Und gerade in der AEH ist es ja so, dass, wenn du irgendwas besonders gut kannst oder eine Leidenschaft für etwas hast, dann kannst du das dort einbringen, vielleicht ein Projekt daraus gestalten und das an die Jugendlichen weitergeben.
Und wenn du selber für etwas brennst und etwas gerne machst, dann zünden auch die Jugendlichen natürlich viel leichter, als wenn dir etwas aufgedrückt wird, was du weitergeben musst. Das ist das Schöne an der Arbeit, dass du deine eigenen Leidenschaften hier einbringen kannst und diese dann wie ein Feuer weitergereicht werden.
Ich bin seit 15 Jahren in der Sozialarbeit tätig und mache Gruppenarbeit, seit acht Jahren bei den Ambulanten Erziehungshilfen der Diakonie Hasenbergl.
Das Fußballprojekt läuft nach wie vor recht gut. Wie viele Kinder und Jugendliche kommen, kann manchmal eine Überraschung sein: Das letzte Mal waren wir zu zwölft auf dem Platz, andere Male waren wir weniger Spieler*innen. Das liegt auch daran, wie es den Jugendlichen geht, jetzt haben ein paar der Jugendlichen, die schon lange mit gespielt haben, eine Ausbildung begonnen, deshalb haben sie weniger Zeit als vorher. Es kann sein, dass wir mal zu sechst auf dem Platz herumhüpfen oder mal mit fast 20 aus allen Nähten platzen. Aber damit muss ich rechnen und stelle mich auch darauf ein. Und dann läuft es auch gut, egal in welcher Teilnehmer*innenzahl.
Diese Offenheit des Trägers, die Gruppenarbeit in dieser Form zuzulassen, finde ich toll.
So war es dann möglich, während der Pandemie einen Workout-Treff anzubieten, wo ich mich dann einfach mal eine Zeit lang regelmäßig mit den Jugendlichen draußen getroffen habe, um dort ein Training zu machen. Ich konnte den Jugendlichen die Möglichkeit geben, körperlich an sich zu arbeiten und dadurch für sich etwas zu gewinnen. Woraus für einen der Teilnehmenden so etwas wie ein ganz neues Lebensziel entstanden ist: Er hat die Trainingseinheiten sehr verinnerlicht und ist daraufhin sogar halbprofessionell ins Wrestling eingestiegen, hat richtig stark trainiert, hat einen tollen Körper bekommen. Vorher war er eher ein schüchterner Jugendlicher, der sich schwer getan hat, sich zu öffnen. Über das Training hat er wahnsinnig viel Selbstbewusstsein bekommen und richtig viel aus sich gemacht. Das war eine Initialzündung und das meine ich mit dem Feuer, das man weitergibt, wenn man selbst eine Begeisterung für etwas hat. Das hat einfach wahnsinnig gut gezündet in dem Jugendlichen. Und deswegen ist es so schön, dass man das auch darf und dass da erst mal das Vertrauen ist: “Der Alex, der macht das schon und was er macht, hat einen guten Zweck”.
Ich mache viel Erlebnispädagogik, dabei muss ich auch oft die Gegebenheiten vor Ort, am Tag erst abwägen. Zugegeben, manchmal kann das auf den ersten Blick ein bisschen ein Spagat mit der Sicherheit sein. Zum Beispiel, wenn ein Gewitter heranzieht, während wir draußen auf dem Platz stehen. Dann muss ich abwägen: Weiterspielen oder nicht? Warten wir bis zum ersten Tropfen? Oder ziehen wir erst ab, wenn die Blitze schon am Himmel stehen? Das ist immer ein Spagat. Man will natürlich, dass niemand zu Schaden kommt, das steht ganz oben. Und doch ist es manchmal sinnvoll und wichtig, so ein bisschen auch in die subjektiv empfundene Gefahr reinzugehen und diese Gefahr zu überwältigen, um daran zu wachsen.
Also das ist ein ganz anderes Arbeiten eigentlich als beispielsweise in der IT. Die Kolleg*innen machen einen hervorragenden Job, unter anderem, weil sie alle möglichen denkbaren Risiken vermeiden. Das ist in der IT auch absolut sinnvoll und wichtig. Da geht es nicht darum, hier und da mal eine Sicherheitslücke offen zu lassen. Sondern da geht es darum, jedes nur mögliche Risiko zu vermeiden.
Bei uns in der Pädagogik aber gerade nicht: Wir suchen gezielt das Risiko, um uns selber den Aufgaben zu stellen und daran zu wachsen, diese Aufgaben zu bewältigen, meistens im Team, manchmal aber auch allein. Und tatsächlich wachsen die Jugendlichen daran, wenn sie eine Situation gut überstanden haben. Wenn ich zurückdenke an die vielen Freizeiten, die wir schon hatten, an die Augenblicke, in denen etwas nicht völlig nach Plan lief. Das waren nachher die Situationen, aus denen die Jugendlichen besonders gestärkt hervorgegangen und die uns auch noch lange in Erinnerung geblieben sind. In Italien ist mal ein Junge beim Baden in den Angelhaken gestiegen ist, was natürlich erstmal schmerzhaft für den Jungen war. Als er aber gemerkt hat, dass sich alle um ihn kümmern, zwei andere Jugendliche ihn gleich aus dem Wasser geholt haben und wieder andere sich den Haken angesehen haben, ihn gestützt und zur Unterkunft begleitet haben, wurde der Schmerz von einer anderen Empfindung abgelöst. Dann entsteht auch eine Art Humor, der die Gruppe verbindet und später noch gemeinsam lachen lässt. Am stärksten ist aber doch die Erfahrung: Es ist nicht schlimm, wenn man sich mal vertritt, weil es Ressourcen gibt und das sind oft die anderen, die da mit dabei sind und mich stützen. Und ich schaffe das auch, wenn ich mal nicht gehen kann, dass ich wieder zurück zur Unterkunft komme oder einen schönen Augenblick auch am Kletterfelsen.