Ich fühle mich hier richtig, wegen der Menschen, wegen des Miteinanders.

Ich bin Leitung bei KindErleben, einer entwicklungstherapeutischen Einrichtung für Kinder von 0 bis 3 Jahren und ihren Müttern.
KindErleben ist eine tolle Einrichtung und auch der Grund, warum ich bei der Diakonie Hasenbergl arbeite. Als ich 2015 hier angefangen habe, hatte ich eigentlich gar nicht vor, lange zu bleiben, neben der Arbeit im Gruppendienst hatte ich gleichzeitig noch eine psychotherapeutische Ausbildung begonnen. 2020 habe ich dann die Leitung bei KindErleben übernommen und gemerkt, wieviel Spaß mir die Kombination aus Gruppendienst und Führungsaufgabe macht.

Mit der neuen Aufgabe (und dem Mehr an Verantwortung) habe ich mehr von der Diakonie Hasenbergl mitbekommen, habe andere Leitungen kennengelernt. Das persönliche Kennenlernen hat ein bisschen länger gedauert, Leitungs- oder Bereichsrunden konnten in diesem Jahr wegen Corona ja nur online stattfinden. Aber ich habe trotzdem gemerkt: Mir macht die Arbeit im Team und als Leitung Spaß, ich kann mir die Diakonie Hasenbergl als Arbeitgeber langfristig einfach gut vorstellen. Deshalb war für mich schnell klar: Ich bleib hier. Und mit dieser Entscheidung bin ich heute sehr glücklich.

Was mich hält, sind auf der einen Seite meine Aufgaben: Ich will nicht nur im Gruppengeschehen sein, sondern auch die Einrichtung und unser Angebot konzeptionell weiterentwickeln. Wir müssen uns bei KindErleben immer auch mit finanziellen Nöten auseinandersetzen, müssen schauen, wie es uns gelingt, die Klient*innen und zuweisenden Stellen auf uns aufmerksam zu machen. Deshalb arbeiten wir immer wieder an unserem Portfolio, analysieren Änderungen der Bedarfe und der Zielgruppen. Dazu erstelle ich Statistiken und recherchiere. Diese Aufgaben sind mir nicht fremd, die habe ich in meiner vorherigen Tätigkeit an der Uni auch erledigt. Ich finde es schön, dass ich meinen tiefenpsychologisch-analytischen und universitären Ausbildungsschatz mit vielen neuen Kenntnissen hier wieder integrieren kann, dass sich alles zusammenfügt.

Neben der Begleitung der Mütter und Kinder bei KindErleben machen mir auch Tätigkeiten Spaß wie der bereichsübergreifende Austausch mit Kolleg*innen  aber auch ein Engagement in  Qualitätszirkeln oder verschiedenen Arbeitskreise – Es gibt einfach in der Diakonie Hasenbergl sehr viele Möglichkeiten, sich mit unterschiedlichen Themen zu befassen, nicht allein im stillen Kämmerchen, sondern wirklich miteinander zu denken, Neues zu entwickeln. Das finde ich toll.

Austausch ist mir wichtig, dass wir nicht für uns alleine arbeiten, sondern immer im Team. Bei KindErleben betreiben wir das sehr intensiv mit täglichen Teamsitzungen, Mittagsaustausch. Wir sind ständig im Dialog. Dieses Miteinander auch auf anderen Ebenen, wie zum Beispiel auch der Führungskräfteentwicklung, das erlebe ich als gegenseitige Wertschätzung. Wir arbeiten zusammen an einem bestimmten Thema und begegnen uns mit großer Offenheit. Natürlich kann es auch einmal zu Konflikten kommen, nicht alles klappt reibungslos. Aber ich habe einfach die Sicherheit, dass wir gemeinsam nach einer Lösungsmöglichkeit suchen. Dies kann über Konfliktnavigator*innen sein oder über das Angebot einer Supervision, die Diakonie Hasenbergl unterstützt uns dabei.

Ich gehe wirklich jeden Tag gerne in die Arbeit, weil mein Team so gut funktioniert. Wir vertrauen uns und sind für einander da, fachlich aber auch auf einer persönlichen Ebene, z.B. wenn es ein sehr intensiver und anstrengender Tag in der Gruppe war. Ich weiß, da ist eine Kolleg*in da, wenn sich die Atmosphäre in der Einzelarbeit mit einer Mutter plötzlich ändert, die dann schnell dazukommen und unterstützen kann. Zu wissen, da ist ein Team, das sich gegenseitig auch hält, ist sehr wichtig für mich.


Durch das teilstationäre Setting baut unser Angebot bei KindErleben auf einem strukturierten Tagesplan auf. Es sind ja gerade ein geregelter Ablauf und feste Strukturen, den wir den Müttern und Kindern anbieten. Auf der anderen Seite nimmt diese Struktur auch viel meiner terminlichen Flexibilität; einrichtungsübergreifende Termine wie Bereichsrunden oder Qualitätszirkel finden ja nicht immer während meiner Leitungsstunden statt. Das Wissen, dass ich immer an einer Stelle fehle, setzt mich schon ein bisschen unter Druck. Seit unser Team gefestigt ist, sehe ich diese externen Aufgaben eher als Bereicherung. Dennoch fehlen mir manchmal die positiven Erlebnisse im Gruppendienst, die Entwicklungsschritte der Mütter oder Kinder. Denn diese Erlebnisse sind es ja, die unsere Arbeit bei KindErleben so erfüllend machen, die uns merken lassen, es lohnt sich, viel persönliche Kraft zu investieren, viel Geduld zu haben, viel auch auszuhalten. Es ist wirklich schön, festzustellen, dass wir eine Beziehung aufbauen können, gerade auch zu den Müttern, die aufgrund vielfältiger Gründe von zuweisenden Stellen wie ambulanten Hilfen oder Jugendamt zu uns geschickt werden. Zu merken, wie die Mütter anfangen, zu vertrauen, zu reflektieren und selbst etwas verändern möchten.


Ich finde, dass diese wirklich anspruchsvolle Arbeit, wie viele soziale Berufe, nicht leistungsgerecht bezahlt ist. Da braucht man echt viel Idealismus und Motivation- das ist aber tatsächlich was Strukturelles, von der Finanzierung her nicht anders möglich, weil wir als HPT finanziert sind. Dabei gehen die Kolleg*innen mit einem hohen Engagement an ihre Aufgaben.

 

Eine Einrichtung wie KindErleben findet man nicht noch einmal in Deutschland. Die intensive Arbeit mit Müttern und Kleinkindern, ist einzigartig.
Zu KindErleben kommen Kinder mit klaren Belastungssymptomen, das können Ess- und Gedeihstörungen oder Regulationsstörungen sein, Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren bis hin zu uns Selbst -und Fremdgefährdung. Die Frage, die uns dabei antreibt ist: Wie schaffen wir es, dass es den Kleinkindern und ihren Müttern besser geht? Das Nachhaltigste für die Kinder ist, dass die Mütter ihr eigenes Handeln reflektieren, ihre eigene Geschichte reflektieren und sich damit dauerhaft die Beziehung zwischen Mutter und Kind verändert. Wenn es uns gelingt, dies anzustoßen, haben wir viel erreicht. Ein hohes Ziel, das wir in der Realität nicht immer erreichen, insbesondere dann nicht, wenn die Familien nur wenige Wochen oder Monate bei uns sind. Zeit ist hier ein Gewinn-Faktor, der sich wirklich positiv auf unsere Arbeit auswirkt. Wenn wir bis zu einem halben Jahr oder Jahr mit den Müttern arbeiten, erleben die Kinder und die Mütter andere Beziehungserfahrungen und die Interaktion zwischen ihnen verändert sich.


KindErleben ist Prävention und Intervention. Allein durch das Alter der Kinder wirkt unsere Arbeit präventiv, ich habe unser Angebot aber in einigen Fällen auch als Intervention erlebt, besonders wenn die Familien „spät“ zu uns kommen und bereits zum Beispiel zweieinhalb Jahre gemeinsame Belastungen hinter sich haben. Meist sind es verschiedene Belastungsfaktoren, die die Not der Mutter auslösen, wie gesagt auch manchmal eigene Beziehungstraumata oder Gewalterlebnisse in ihrer eigenen Geschichte. Wenn es uns gelingt, mit der Mutter diese zu identifizieren und darüber ins Gespräch kommen, wie sich die eigenen Erfahrungen auch auf die Kinder auswirken, dann kommen wir gut voran. Die Mütter entwickeln Vertrauen. Ein Erlebnis mit einer Mutter, die vor einigen Jahren zu uns kam, hat mich sehr geprägt. Sie wurde vom Jugendamt geschickt und hat unser Angebot zunächst eher abgewehrt. Nach einem halben Jahr feierte sie Geburtstag bei uns und wir haben in der Morgenrunde dazu gesprochen, was sie sich wünscht. Und sie meinte dann: „Wünschen Sie sich etwas für mich!“ Das bewegt mich heute noch, dieses Vertrauen, das da entstanden ist.


Ich bin hier richtig, weil mich das Vertrauen in meine Arbeit motiviert. Das Miteinander auf allen Ebenen erlebe ich als Wertschätzung.