Ich bin hier richtig, weil ich mich hier gut entwickeln kann. Das ist das Wichtigste für mich. Das stelle ich beispielsweise bei meiner Tätigkeit im Arbeitslosen-Zentrum fest. In der Zusammenarbeit mit meiner Kollegin, im Gespräch mit ihr, bei jeder Frage lerne ich sehr viel. Ich darf aber auch Fortbildungen machen. Ich merke schon, wie ich mich fachlich entwickele jedes Jahr. Weil mir die Diakonie Hasenbergl diese Möglichkeit anbietet, bin ich hier richtig.

 

Ich arbeite seit mehr als 7 Jahren schon bei der Diakonie Hasenbergl, seit 2017.

 

Wie lange ich schon bei der Diakonie Hasenbergl bin, habe ich erst vor Kurzem bemerkt, als eine Kollegin im Team dazu gekommen ist. Beim Kennenlernen habe ich über meine Erlebnisse in der Diakonie Hasenbergl erzählt und selbst gestaunt, dass ich schon lange da bin. 

 

Eingestiegen bin ich bei „Pro. Hilfe durch Arbeit“ oder „Pro. Arbeit & Perspektive“ (Pro), wie die Einrichtung heute heißt. Sechseinhalb Jahre habe ich dort als Sozialpädagogin gearbeitet und AGH-Kräfte begleitet, bis ich im letzten Jahr gemerkt habe: Jetzt möchte ich etwas Neues lernen, ich brauche etwas Neues. Seit meinem Studium habe ich mir immer schon gewünscht, soziale Arbeit und Rechtsberatung zu verbinden. Meine Wunsch-Stelle im Arbeitslosen-Zentrum war damals besetzt, deshalb habe ich bei „Pro. Arbeit und Perspektive“ angefangen und dort mit und mit langzeitarbeitslosen Münchner*innen gearbeitet. Es war auch die richtige Entscheidung: Ich habe bei Pro viel gelernt und es war eine gute Vorbereitung für die neue Tätigkeit. 

 

Letztes Jahr hat es dann geklappt: seither arbeite ich zusätzlich im „Arbeitslosen-Zentrum München Nord“ (ALO). Mit 20 Stunden bin ich bei Pro und mit 20 Stunden im ALO. Es ist eine tolle Kombination.

Bei Pro betreue ich AGH-Kräfte im Bereich Kinderbetreuung, bei ALO berate ich Münchner*innen bei rechtlichen Fragen (Arbeitslosengeld I, Bürgergeld, Arbeitsrecht) und allen Fragen rund um das Thema Arbeitslosigkeit. Mit meiner geteilten Stelle komme ich sehr gut zurecht. Ich finde, es ist eine tolle Möglichkeit, die zwei Arbeitsschwerpunkte, die mich besonders interessieren, zu verbinden. Ich habe immer nach Möglichkeiten gesucht, mich zu entwickeln. Bei der Diakonie Hasenbergl habe ich gleichzeitig die Möglichkeit, was anderes zu machen.

 

Mir gelingt es sehr gut, beide Stellen zusammen unabhängig voneinander zu gestalten, mich abzugrenzen, wenn ich in der anderen Einrichtung bin. Ich finde, soziale Arbeit kannst Du nur machen, wenn Du Dich gut abgrenzen kannst. Wir arbeiten mit Menschen in verschiedenen Lebenswelten, erfahren ihre Geschichten, Erlebnisse und Probleme.

Wenn ich nach Hause gehe, bleiben die Geschichten und Schicksale aber in der Arbeit. Ich habe auch geübt, meine Aufgaben in der Einrichtung abzuschließen, bevor ich in eine andere Einrichtung gehe. Die größte Herausforderung bei der geteilten Stelle ist, wenn Kolleg*innen von beiden Projekten erkrankt oder gleichzeitig in Urlaub sind und ich sie vertrete, dann kann das manchmal herausfordernd werden.

 

Am Montag arbeite ich vormittags bei Pro und am Nachmittag bei ALO. Um beim Einrichtungswechsel den Kopf freizubekommen, helfen mir kleine Rituale: Ich mache dann Pause, gehe bewusst an einem anderen Ort zum Mittagessen, wo ich keinen Bezug zu meinen Arbeitsstellen habe. Das ist auch eine Art Gesundheitsmanagement für mich, diese Zeit, in der ich bewusst für mich sorge, achtsam bin. Manchmal esse ich auch etwas, was mir besonders schmeckt. So kann ich sehr gut abschalten und mich auf die andere Stelle, die anderen Klient*innen vorbereiten.

Wenn ich doch einmal gestresst ankomme, unterstützt mich meine Kollegin. Sie sagt dann: „Tetyana, Du bist gestresst, komm erst mal an, trinke einen Tee.“ Wenn ich bis zum ersten Termin eine halbe Stunde Zeit habe, dann achte ich darauf, es ruhiger anzugehen. Das finde ich sehr wichtig.

 

In Stress gerate ich zum Beispiel, wenn sich kurz vor dem Ende meines Arbeitstages in einer Einrichtung eine Krise andeutet. Wenn ein*e Klient*in auf einmal vor einer Herausforderung steht und sofort meine Unterstützung benötigt und gleichzeitig erwartet mich aber meine andere Kollegin in der anderen Einrichtung. Dann spreche ich im Team ab, ob jemand den Fall übernehmen kann oder ich informiere meine Kollegin aus einer anderen Stelle, dass ich einen Krisenfall habe und später komme. Mit meinen Kolleg*innen klappt das immer sehr gut, wir unterstützen uns gegenseitig.

 

Mir ist es wichtig, dass ich eine Wirkung meiner Arbeit sehe, dass meine Arbeit mit und für die Klient*innen wirkt. Ich finde soziale Arbeit insgesamt sehr wichtig für unsere Gesellschaft. Soziale Arbeit unterstützt die Menschen, die verschiedenen Krisen, die durch Kriege, Gesellschaft, Umwelt, oder persönliche Schicksale auf uns einwirken, zu bewältigen. Ich habe mich bewusst für den Beruf entschieden, weil er für mich sehr sinnvoll ist. Wenn ich mit Menschen arbeite, dann merke ich oft, dass wir gemeinsam mit den Klient*innen auch Ziele erreichen können, jemandem aus dem Leistungsbezug auf dem Arbeitsmarkt integrieren können. Meistens arbeiten wir sehr hart daran, dass diese Ziele erreicht werden können. Das geht manchmal nur langsam, in kleinen Schritten. Aber wenn dann ein*e (ehemalig*e) Klient*in nach vielen Monaten oder nach ein paar Jahren anruft und erzählt, dass sie oder er eine Ausbildung abgeschlossen hat, dann haben wir diese Ziele gemeinsam erreicht.

 

Das ist für mich eine Erfolgsgeschichte. Und diese Erfolgsgeschichten geben mir Motivation weiterzuarbeiten. Dann sehe ich, dass meine Arbeit sinnvoll ist und dass ich meine Klient*innen bei der Bewältigung von Problemen unterstützen kann.

Ich bin hier richtig, weil es mir Spaß macht, mit meinen Kolleginnen zu arbeiten, bei „Pro. Arbeit & Perspektive“ und im „Arbeitslosen-Zentrum“. Diese Zusammenarbeit bringt nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern einfach ein  ganz gutes Gefühl, dass wir füreinander da sind. Wir besprechen unsere Fälle und unterstützen einander. Wir lernen voneinander. Bei Pro habe ich viel zum Thema Wirkungsmessung in der Sozialen Arbeit kennengelernt. Unser Betriebsleiter ist ausgebildeter Wirkungsmanager und hat gemeinsam mit uns die Messung der Wirkung unserer Arbeit in unserer Einrichtung aufgebaut. Seit vier Jahren schon messen wir die Wirkung unserer Arbeit und überprüfen die Wirksamkeit unserer Maßnahmen auf individuell vereinbarte Ziele und die Gesellschaft.

Ich lerne aber auch ganz viele alltagspraktische Dinge aus der Erfahrung meiner Kolleg*innen, zum Beispiel, wie man mit schwierigen Klient*innen umgeht.

In den nächsten Jahren möchte ich mich gerne noch weiter in Richtung Recht entwickeln.

Meine Arbeit ist sehr vielseitig, kaum ein Tag ist wie der andere. Bei „Pro. Arbeit & Perspektive“ unterstützen wir langzeitarbeitslose Münchner*innen. Zu uns kommen ganz unterschiedliche Menschen. Einige Menschen kommen mit einer großen Motivation, die gerne sofort wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, aber wegen fehlender Voraussetzungen wie fehlende Sprachkenntnisse oder einen fehlenden Schulabschluss scheitern. Andere Klient*innen kommen mit einer großen Überforderung zu uns, sie haben vielleicht Kinder, die nicht betreut werden können. Es gibt natürlich die Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung momentan nicht arbeiten können. Es gibt auch Bewerber*innen, die zu uns kommen, weil sie müssen. Ich begleite alle Klient*innen auf ihrem Weg und unterstütze sie ihre Ziele zu erreichen. Da ich mit dem Schwerpunkt auf Kindertageseinrichtungen arbeite, unterstütze ich meine Klient*innen bei der Vermittlung in die Umschulungen oder in die Ausbildungen zur Kinderpfleger*in. Ich finde, dass es sehr wichtig ist, dass AGH-Zeit zur Verbesserung der Lebenssituation der Klient*innen dienen soll.

Die pädagogische Herausforderung für mich ist es dann, den Klient*innen die Vorteile einer Maßnahme nicht nur zu erklären, sondern sie dafür zu begeistern. Ihnen zu zeigen, was sie mit einer Qualifizierung erreichen können. Es gibt so viele Möglichkeiten, was man alles machen kann. Aber es ist wichtig, den Druck rauszunehmen. Meine Klient*innen sollen sich nicht in eine Maßnahme gepresst fühlen. Sie sollen selbst Entscheidungen treffen. Wir bieten Probe-Arbeitstage in den Einrichtungen an, damit beide Seiten, die Klient*innen, aber auch die Kolleg*innen in den Einrichtungen, sehen, ob eine Zusammenarbeit funktionieren kann, ob beide Parteien sich das vorstellen können. Ich begegne meinen Klient*innen mit einer wohlwollenden Haltung. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass ein*e Klient*in sich kurz vor Unterzeichnung einer Vereinbarung doch noch gegen die AGH entscheidet. Dann beginnen wir eben wieder von vorne, indem ich die Vorteile einer Anstellung oder Maßnahme gegenüber der Arbeitslosigkeit aufzeige. Manchmal ist es die Aussicht auf ein Zeugnis, das die Teilnehmenden zum Anschluss der Maßnahme erhalten, die sie dann noch umstimmen kann. Oder das Gefühl, gebraucht zu werden und ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Meine Klient*innen wissen, sie können sich auf mich verlassen, ich bin für sie da. Diesen Haltungswechsel bei meinen Klient*innen zu erreichen, den Wechsel ihrer Perspektive zu begleiten, macht schon den Reiz meiner pädagogischen Arbeit aus und macht mir sehr viel Spaß.

Nicht allen Klient*innen gelingt der (Wieder-)Einstieg ins Arbeitsleben, bei manchen dauert es länger. Es ist okay zu sagen: „Dieses Mal hat es nicht geklappt.“ Ich gebe in solchen Situationen für Klient*innen ein Beispiel mit Sportler*innen.  Sportler*innen trainieren immer, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Sie können aber während des Trainings Verletzungen erleiden und dann an einem Wettbewerb nicht teilnehmen können. Es ist einen langen Genesungsweg und dann beginnt das Training von vorne. Genau ist es beim (Wieder-) Einstieg ins Arbeitsleben. Manchmal dauert der Weg zum Ziel länger.  Wenn sie es aber noch einmal versuchen wollen, bin ich für sie da und begleite sie.

Momentan habe ich bei „Pro. Arbeit & Perspektive“ zwölf Stellen im Bereich Kinderbetreuung. Mit einigen meiner Klient*innen spreche ich jede Woche, mit anderen Klient*innen habe ich Kontakt nach Bedarf,  in Krisenzeiten natürlich häufiger.

Auch bei meiner Tätigkeit im Arbeitslosen-Zentrum versuche ich, meinen Klient*innen mit dieser Haltung zu begegnen. Menschen, die schon lange aus dem Arbeitsleben raus sind, haben oft ihr Selbstvertrauen verloren, das wir alle ja auch über die Arbeit bekommen. Hier unterstütze ich auch beim Erstellen von aktuellen Bewerbungsunterlagen und bei der Stellensuche. Kürzlich war eine Dame deswegen bei mir, die nach fünf Jahren Hausfrau wieder berufstätig sein möchte – und das ist nicht immer einfach. Aber sie ist drangeblieben und hat fest von einer Anstellung bei der Landeshauptstadt München geträumt. Als es geklappt hat und sie endlich die Zusage erhalten hat, hat sie mich gleich vor Freude angerufen und fast geweint. So ein Vertrauen freut mich sehr und bestätigt mich in meiner Arbeit. Mit anderen Klient*innen kann es dagegen auch einmal schwierig sein, wenn sie z. B. Probleme  mit dem Jobcenter haben und Leistungen nicht bezahlt wurden und sie aufgrund von sprachlichen Einschränkungen nicht verstanden haben, welche Nachweise sie bringen müssen oder wenn sie Post vom Amt bekommen und sie diese nicht verstehen können. Das deutsche Sozialsystem ist es nicht immer leicht zu verstehen. Wir erklären dann die rechtliche Situation und erarbeiten Lösungsschritte.

Im Arbeitslosen-Zentrum setzen wir uns für die Rechte unser Klient*innen ein. Wenn Bescheide nicht in Ordnung sind, helfen wir bei der Formulierung von Widersprüchen. Wir unterstützen Klient*innen im Kontakt mit ihren Sachbearbeiter*innen bei offenen Fragen. Im Arbeitskreis der Münchner Lobby für Erwerbslose, in welchem ich als Vertreterin des Arbeitslosen-Zentrums bin, setzen wir uns für die Belange der erwerblosen Menschen ein. Dabei nehmen wir uns verschiedener Themen an, wie z. B. Wohnen oder Miete, ganz aktuell sprechen wir viel über Digitalisierung. Viele Menschen sind mit der Digitalisierung überfordert und können aus verschiedenen Gründen nicht Schritt halten: Weil sie keine digitalen Geräte besitzen, aufgrund sprachlicher Probleme, weil sie sich in der Vielzahl der Anwendung einfach überfordert fühlen. Auch das Thema Kinderbetreuung ist eines der Themen, über das wir oft sprechen: Viele Mütter haben keinen Betreuungsplatz erhalten und können deshalb keine Maßnahme oder eine Arbeitsstelle beginnen. Das Problem ist bekannt und es ist schön zu sehen, dass es uns gelingt, auch die Situation unserer Klient*innen deutlich zu machen. Dass wir gemeinsam mögliche Lösungsschritte besprechen, mit Vertreter*innen aus dem Jobcenter oder aus dem Stadtrat. Diesen Austausch finde ich sehr spannend und mir gefällt es, dass ich ein bisschen was mit anschieben kann, eine Veränderung bewirken kann.